Die Tabakabhängigkeit ist durch ein komplexes Zusammenspiel von biologischen und psychologischen Faktoren gekennzeichnet. Dass Nikotin der Suchtstoff im Zigarettenrauch ist, weiß man seit etwa 50 Jahren. Im Vergleich etwa zu Alkohol, Cannabis, Kokain oder Heroin hat Nikotin das höchste Suchtpotenzial. Zigaretten erzeugen gleich auf zwei Ebenen eine Abhängigkeit: körperlich und psychisch.

Aus dem inhalierten Zigarettenrauch wird Nikotin in der Lunge extrem schnell resorbiert. Schon nach 10–20 Sekunden erreichen die ersten Moleküle das Gehirn und heften sich an bestimmte Rezeptoren an. Dort stimuliert Nikotin die Freisetzung von Botenstoffen wie Noradrenalin, Acetylcholin, Dopamin, 5‑Hydroxytryptamin, y-Aminobuttersäure und Endorphinen. Nikotin wirkt vor allem auf das dopaminerge System – das „Belohnungssystem" unseres Gehirns: Der Raucher fühlt sich entspannt, glaubt, er könne sich jetzt besser konzentrieren, und ist positiv gestimmt. Auch das Acetaldehyd, das beim Verbrennen von Zucker und anderen

Bestandteilen des Tabaks entsteht, fördert die Abhängigkeit. In Kombination mit Nikotin verdoppelt das Acetaldehyd die suchterzeugende Wirkung des Tabaks. Zudem befinden sich in Tabakwaren zahlreiche weitere Stoffe, die sowohl die Freisetzung als auch die Wirkung von Nikotin im Körper verstärken und das Suchtpotenzial erhöhen.

Sobald das Nikotin im Körper abgebaut ist und der Dopaminspiegel absinkt, kommt es jedoch zu Entzugssymptomen wie Müdigkeit oder Unruhe. Der Raucher möchte aber lieber das „Glücksgefühl“ zurück und sich wieder gut fühlen, weshalb er zur nächsten Zigarette greift. Der Weg in die körperliche Abhängigkeit ist damit eingeschlagen.

Erschwerend kommt die psychische Abhängigkeit hinzu. Von der ersten Zigarette an lernt der Raucher unbewusst, dass er sich durch das Rauchen gut fühlt. Fast automatisch greift er immer wieder zu einer Zigarette in bestimmten Situationen – zusammen mit dem Kaffee, nach dem Essen oder nach getaner Arbeit, in der Pause, um mit Kollegen zu plauschen, oder in Situationen mit besonderer Anspannung. Dieser feste Zusammenhang ist dem Raucher oft gar nicht bewusst. Es scheint, als könnten bestimmte Situationen nicht mehr ohne Zigaretten bewältigt werden. Darüber hinaus entsteht oft eine „soziale Abhängigkeit“: die Zugehörigkeit zu einer Rauchergemeinschaft.

Kann das Verlangen nach einer Zigarette nicht erfüllt werden, kommt es vielfach zu Gereiztheit, Lustlosigkeit oder Nervosität. Spätestens an diesem Punkt ist man als Raucher in der psychischen Abhängigkeit angekommen.

Weitere Informationen zu den Symptomen eines Nikotinentzugs können Sie in der Rubrik "Rauchstopp" nachlesen.

Die Abhängigkeit tritt umso eher auf, je früher das Rauchen begonnen wird. Der Grad der Nikotinabhängigkeit lässt sich mittels eines Fragebogens bestimmen. Der schwedische Psychologe und weltweit anerkannte Experte in der Tabakentwöhnung, Karl Olov Fagerström hat einen standardisierten Test ausgearbeitet, der ermittelt, wie abhängig ein Raucher ist. Diesen sogenannten Fagerström-Test können Sie selbst durchführen. Stufen Sie sich mit ehrlichen Antworten ein. Das Ergebnis können Sie anschließend mit Ihrem Arzt besprechen.

Nikotinabhängigkeit ist eine chronische Krankheit und sollte auch als solche behandelt werden – mit aller möglichen Unterstützung.

Den Wirkungsmechanismus von Nikotin können Sie unter der Frage "Wie wirkt Nikotin auf den Körper und warum macht es süchtig?" nachlesen. Wie eine Nikotinabhängigkeit entsteht und welche Auswirkung sie hat, erklärt auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz).

0