Was ist Ergotherapie und wie wirkt sie?

Eine Ergotherapie soll die Handlungsfähigkeit der Patienten fördern und unterstützen. Im Vordergrund stehen häufig alltägliche Tätigkeiten wie Anziehen, Essen und Körperpflege. Eine Ergotherapie kann aber auch zur Förderung der Feinmotorik angewendet werden, beispielsweise um eine Wiedereingliederung von Patienten ins Berufsleben zu ermöglichen. Die Ziele einer Ergotherapie werden individuell festgelegt und richten sich nach den persönlichen Bedürfnissen der Patienten und ihrer gesundheitlichen Situation.

Weitere Informationen bietet der Deutsche Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE).

Was ist Bewegungstherapie und warum hilft Bewegung gegen den Schmerz?

Bewegung tut gut. Durch körperliche Aktivitäten, beispielsweise ein moderates Herz-Kreislauf-Training oder Krafttraining, können Schmerzpatienten ihre Beschwerden lindern und ihre körperliche Leistungsfähigkeit verbessern. Wichtig ist dabei auch, dass Patienten durch die Bewegung ihr eigenes Körpergefühl wiederentdecken und neues Vertrauen in ihre eigene Belastbarkeit entwickeln können. So kann Bewegungstherapie viel zu einer besseren Lebensqualität beitragen.

Weitere Informationen zur Bewegungstherapie und zum Thema Sport für Schmerzpatienten finden Sie hier.

Welche Formen von Physiotherapie und physikalischer Therapie werden zur Behandlung von Schmerzen angewendet?

Physiotherapie und physikalische Therapie spielen bei der Behandlung von Schmerzpatienten eine wichtige Rolle. Bei akuten Schmerzen kann sie zur Linderung der Beschwerden beitragen und die Wiederherstellung der Körperfunktionen unterstützen. Bei chronischen Schmerzen kann sie die körperliche Funktions- und Leistungsfähigkeit fördern und dadurch die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessern.

Zur Behandlung von Schmerzen kommen zahlreiche Formen von Physiotherapie und physikalischer Therapie infrage, wobei der Schwerpunkt auf aktiven Verfahren liegen sollte, bei denen Sie selber mitarbeiten können:

Verfahren der Physiotherapie:

  • Bewegungstherapie, Sport (!)

  • Krankengymnastik

  • Manuelle Therapie

  • Chirotherapie

  • Osteopathie

  • Postisometrische Relaxationstherapie

  • Massage

  • Muskelaufbau nach Anleitung

Verfahren der physikalischen Therapie:

  • Wasseranwendungen

  • Wärme-/Kältebehandlung

  • Elektrotherapie

Weitere Informationen zur Physiotherapie und physikalischen Therapie bei Schmerzpatienten bieten die Deutsche Schmerzliga und die Deutsche Schmerzgesellschaft.

Welche Verfahren werden in der invasiven Schmerztherapie angewendet?

Als invasive Schmerztherapien bezeichnet man verschiedene Behandlungsmethoden, bei denen in den Körper eingegriffen wird:

Nervenblockade:
Bei diesem Verfahren werden Medikamente (in der Regel Lokalanästhetika) meist durch Injektionen mit Spritzen oder Kathetern (dünne Schläuche) in den Körper eingebracht. Dadurch können Nerven betäubt werden, damit keine Schmerzsignale zum Gehirn weitergeleitet werden. (Dieses Verfahren kennen die meisten Menschen aus der Zahnarztpraxis.)

Operative Techniken:
In der invasiven Schmerztherapie werden manchmal operative Techniken eingesetzt.  

Operative Eingriffe werden z. B. bei akuten Bandscheibenvorfällen mit deutlichen Lähmungserscheinungen durchgeführt, um eine Entlastung des betroffenen Nervs zu erreichen.

Ein anderes invasives Verfahren zur Behandlung von starken Schmerzen ist die Implantation einer Medikamentenpumpe mit regelmäßiger Abgabe des Medikaments in das Nervenwasser (Liquor).

Ein weiteres invasives Verfahren ist die Rückenmarkstimulation durch schwache elektrische Impulse (Spinal Cord Stimulation). Dabei werden eine oder mehrere Elektroden in der Nähe des Rückenmarks eingesetzt und zusätzlich ein „Schrittmacher“ implantiert, der elektrische Impulse an die Elektroden sendet und dadurch die Weiterleitung von Schmerzimpulsen im Rückenmark hemmt.

Weitere Informationen zur invasiven Schmerztherapie finden Sie auf den Internetseiten der Deutschen Schmerzgesellschaft und der Deutschen Schmerzliga.

Kann die langfristige Einnahme von Medikamenten schaden? Werde ich dadurch medikamentenabhängig?

Bei der Behandlung von chronischen Schmerzen ist die langfristige Einnahme von Medikamenten nach einem festen Zeitschema in vielen Fällen ein wichtiger Teil der Therapie. Bei starken Schmerzen werden häufig Medikamente aus der Gruppe der sogenannten Opioide verwendet.

Auf ein Medikament angewiesen zu sein, bedeutet aber nicht, dass man davon zwangsläufig „abhängig“ oder „süchtig“ wird. Bei Opioiden gibt es eine wichtige Besonderheit, nämlich die Unterscheidung zwischen einer körperlichen Gewöhnung und einer Sucht (Abhängigkeit).

Körperliche Gewöhnung: Nimmt man über eine gewisse Zeit ein Opioid, so gewöhnt sich der Körper daran. Reduziert man dann das Opioid oder setzt es ab, reagiert der Körper darauf mit sogenannten „Entzugserscheinungen“. Diese Entzugserscheinungen können mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Sie sind sozusagen biologisch vorgegeben und haben nichts mit einer Sucht zu tun. Sie zeigen sich als zunehmender Schmerz, möglicherweise am ganzen Körper, Schwitzen, schneller Herzschlag, erhöhter Blutdruck, Unruhe und Nervosität. Schwere Entzugserscheinungen, die unangenehm sind, lassen sich gut kontrollieren, wenn man einige Regeln beachtet. Wenn ein Opioid in der Dosis reduziert werden soll, sollte die Dosis langsam reduziert werden, und es können zusätzliche Medikamente gegeben werden, um die Entzugserscheinungen zu reduzieren. Opioide dürfen nie „auf einen Schlag“ komplett abgesetzt werden, da dann ein maximal starker Entzug auftreten kann, der bei Patienten mit einer bestehenden Herzerkrankung sogar gefährlich sein kann. Die Reduktion oder das Absetzen von Opioiden muss immer in Absprache und unter Anleitung eines erfahrenen Arztes erfolgen. Geht man mit diesem Thema professionell um, braucht man sich wenig Sorgen zu machen. Die körperliche Abhängigkeit kann bei einer Dosisreduzierung unter ärztlicher Aufsicht gut behandelt werden und nimmt dadurch ab.

Wichtig ist also, dass die Behandlung unter ärztlicher Kontrolle stattfindet, damit schädliche Nebenwirkungen möglichst vermieden werden können, und dass die Patienten nicht aus eigenem Ermessen die Dosis verändern.

Zum Thema Sucht: Anzeichen für eine Sucht oder Abhängigkeit sind z. B. ein starker Wunsch, das Medikament zu konsumieren, eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich der Einnahme, körperliche Entzugssymptome sowie Toleranzentwicklung (Wirkverlust) und Wunsch nach Dosissteigerung.

Wie kann es dazu kommen? Durch Schwankungen der Konzentration des Opioids im Blut, verursacht durch entweder unregelmäßige Einnahme (nur „bei Bedarf“), oder durch den überwiegenden Einsatz von sogenannten „kurz wirksamen“ Opioiden wie z. B. in Tropfenform als Tilidin- oder Tramadol-Tropfen. Deren Einnahme kann schon nach kurzer Zeit zu einer Suchtentwicklung führen und darf nur, wenn überhaupt, in ganz enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Aus diesem Grund darf eine Dauertherapie nur mit sogenannten retardierten Opioiden als Tabletten oder Kapseln oder mit sogenannten Opioidpflastern erfolgen.

Grundsätzlich ist eine Sucht durch Opioide vermeidbar. Wenn Sie unsicher sind wegen der möglichen Nebenwirkungen, sollten Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin darauf ansprechen.

Umfassende Informationen zum Thema Medikamentenabhängigkeit bieten die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen sowie das Internetportal "Medikamente und Sucht".

Weitere Informationen zum Suchtrisiko bei einer Opioidtherapie finden Sie unter der Frage "Mein Arzt hat mir ein Opioid verschrieben. Wir groß ist das Risiko, dass ich davon abhängig werde?".

Weitere Informationen bietet auch die Patientenleitlinie zur Langzeitanwendung von Opioiden bei der Behandlung von nichttumorbedingten Schmerzen.

Mein Arzt hat mir ein Antiepileptikum oder ein Antidepressivum verschrieben. Aber ich bilde mir den Schmerz doch nicht ein! Brauche ich das wirklich?

Bei der Behandlung von Nervenschmerzen werden in vielen Fällen Medikamente angewendet, die ursprünglich zur Therapie anderer Erkrankungen wie Epilepsie oder Depressionen entwickelt wurden. Es hat sich gezeigt, dass einige Medikamente zur Behandlung der Depression (Psychopharmaka) die Aktivität der Nervenzellen und die Verarbeitung von Schmerzsignalen beeinflussen und dadurch zur Schmerzlinderung beitragen können. Sie werden in der Schmerztherapie nicht zur Behandlung von Depressionen oder epileptischen Anfällen angewendet, sondern zur Behandlung von Nervenschmerzen und anderen chronischen Schmerzen. Außerdem können diese Medikamente auch zur Behandlung von Phantomschmerzen, die beispielsweise nach Amputationen entstehen, eingesetzt werden.

Weitere Informationen zur Anwendung von Psychopharmaka in der Schmerztherapie bietet die Patientenbroschüre „Neuropathische Schmerzen“, die auf der Website der Deutschen Schmerzliga heruntergeladen werden kann.

Ich habe Allergien/Unverträglichkeiten bei NSAR-Schmerzmitteln. Kann man mir damit dennoch Linderung verschaffen?

Bei einer Unverträglichkeit gegenüber NSAR-Schmerzmitteln sollte man auf diese Medikamente verzichten und prüfen, ob es andere Schmerzmittel gibt, die als Alternative eingesetzt werden können. Für eine langfristige Behandlung von chronischen Schmerzen kommen NSAR-Schmerzmittel wegen ihrer Nebenwirkungen meist nur eingeschränkt infrage. Sprechen Sie hierzu immer mit Ihrem Arzt oder Apotheker.

Mehr Informationen zur medikamentösen Schmerztherapie finden Sie unter der Frage "Welche Medikamente werden in der Schmerztherapie eingesetzt?".

Mein Arzt hat mir ein Opioid verschrieben. Wie groß ist das Risiko, dass ich davon abhängig werde?

Nach einer Angabe der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin kommt es in Deutschland bei 1–3 % der mit Opioiden behandelten Schmerzpatienten zu Abhängigkeitssymptomen. Anzeichen für eine Abhängigkeit sind z. B. ein starker Wunsch, das Medikament zu konsumieren, eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich der Einnahme, körperliche Entzugssymptome sowie Toleranzentwicklung (Wirkverlust) und Wunsch nach Dosissteigerung.

Bei der ärztlich verordneten und kontrollierten Einnahme von Opioiden erleben die Patienten in der Regel nicht die für Drogen typische Euphorie, sodass selten eine Abhängigkeit entsteht. Wichtig ist dabei, dass die Opioide regelmäßig eingenommen werden, damit es nicht zu den Symptomen eines Opiatentzugs und zur Entstehung einer Sucht kommt. Aus diesem Grund sollen fast ausschließlich sogenannte „retardierte“ Opioide oder transdermale Opioidpflaster verwendet werden, um einen stabilen Wirkspiegel im Körper zu erreichen. Retardierte Medikamente zeichnen sich durch eine verzögerte, gleichmäßige Wirkstofffreisetzung aus, wodurch eine langanhaltende Wirkung erzielt werden kann.

Weitere Informationen zum Thema Sucht/Abhängigkeit finden Sie unter der Frage "Kann die langfristige Einnahme von Medikamenten schaden? Werde ich dadurch medikamentenabhängig?". 

Weitere Informationen zur Schmerztherapie mit Opioiden bieten eine Patientenbroschüre der Deutschen Schmerzliga und ein Leitfaden für den Umgang mit opioidhaltigen Schmerzpflastern vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK).

Welche Medikamente werden in der Schmerztherapie eingesetzt?

Die Therapieentscheidung liegt immer bei Ihrem Arzt. Sie sollten bei Fragen immer Ihren Arzt oder Apotheker kontaktieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Schmerzmedikamente entsprechend ihrer Wirksamkeit in drei Gruppen eingeteilt. Diese Einteilung wurde ursprünglich für die Behandlung von Tumorschmerzen entwickelt und ist nicht auf alle Schmerzarten übertragbar.

WHO-Gruppe 1: Nichtopioid-Schmerzmittel
Zu dieser Medikamentengruppe gehören z. B. nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die schmerzstillend und entzündungshemmend wirken und auch als „Rheumamittel“ bezeichnet werden. Zudem gehören zu dieser Medikamentengruppe die sogenannten Coxibe bzw. COX-2-Hemmer sowie auch Paracetamol und Metamizol.

Die Schmerzmittel der Gruppe 1 sind teilweise ohne Rezept erhältlich. Wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, können sie Organe schädigen und bei bestimmten Patientengruppen das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko erhöhen. Deshalb sollte man diese Schmerzmittel nicht länger als 2 Wochen einnehmen, ohne dies mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin zu besprechen. Für die Dauerbehandlung von chronischen Schmerzen sind sie (mit wenigen Ausnahmen) in der Regel nicht geeignet.

WHO-Gruppe 2: Mittelstarke Opioide
Diese Medikamente leiten sich von den natürlichen Inhaltsstoffen des Opiums ab und werden deshalb „Opioide“ genannt. Die mittelstarken Opioide sind in der Regel gut verträglich und werden deshalb auch für eine langfristige medikamentöse Therapie chronischer Schmerzen eingesetzt. Sie werden in bestimmten Fällen in Kombination mit Schmerzmitteln der Gruppe 1 angewendet. Bei einer Langzeittherapie mit Opioiden sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die Therapieziele weiterhin erreicht werden und ob es Hinweise für Nebenwirkungen gibt.

WHO-Gruppe 3: Starke Opioide
Bei starken Schmerzen können starke Opioide eingesetzt werden. Diese werden in bestimmten Fällen in Kombination mit Schmerzmitteln der Gruppe 1 angewendet.

Adjuvanzien
Als Adjuvanzien werden Begleitmedikamente bezeichnet, die die schmerzstillende Wirkung der Schmerzmedikamente unterstützen und Nebenwirkungen lindern. Verwendet werden u. a. Antidepressiva oder auch Medikamente gegen Krämpfe, Übelkeit und Verstopfung.

Medikamente gegen Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen)
Bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen werden Medikamente eingesetzt, die ursprünglich für die Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt wurden, z. B. Epilepsie und Depressionen. Diese Medikamente können in die Funktion der Nervenbahnen eingreifen und dadurch eine Schmerzlinderung bewirken. Außerdem werden zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen auch Opioide eingesetzt.

Unterschiedliche Darreichungsformen:

Topische Verfahren
Bei der Behandlung chronischer Schmerzen können Medikamente als Tabletten eingenommen oder als medikamentenhaltige Pflaster oder Salben auf die Haut aufgebracht werden (sogenannte „topische“ Therapie). Häufig werden verschiedene Medikamente und Darreichungsformen kombiniert. Neben der Tabletteneinnahme werden zusätzlich topische Therapien im Bereich der Haut angewendet, um eine ausreichende Schmerzlinderung zu erreichen.

Transdermale Opioidpflaster
Im Unterschied zu den topischen Verfahren wirkt der Wirkstoff von transdermalen Opioidpflastern im ganzen Körper.

Tabletten oder Pflaster?
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, welche Darreichungsformen von Medikamenten für Ihre Behandlung infrage kommen.  

Weitere Informationen zur medikamentösen Schmerztherapie bietet die Deutsche Schmerzgesellschaft.

Welche schmerzmedizinische Einrichtung/Schmerzklinik kommt in Frage, wenn verschiedene Diagnosen/Schmerzursachen gleichzeitig vorhanden sind?

Schmerzpatienten sollten eine stationäre Schmerztherapie möglichst in einer spezialisierten Schmerzklinik durchführen. Dort arbeiten spezialisierte Ärzte und Therapeuten, die über eine ausreichende Qualifikation verfügen, um ein Programm zusammenzustellen, das den individuellen Schmerzursachen gerecht wird. Schmerzkliniken sind häufig spezialisiert und haben unterschiedliche Schwerpunkte. Deshalb sollten Patienten, die an verschiedenen Schmerzarten leiden, sich überlegen, welche ihrer Schmerzen besonders behandlungsbedürftig sind, und die Klinik entsprechend auswählen.

Weitere Informationen zu den Netzwerken der Versorgung für Schmerzpatienten finden Sie bei der Deutschen Schmerzgesellschaft.

Adressen von spezialisierten Schmerzkliniken können Sie über die Weisse Liste finden.