Was sind Biologika und wie funktionieren diese Medikamente?

Eine weitere Gruppe von Medikamenten, die in der Therapie der Colitis ulcerosa eine wichtige Rolle spielen, sind sogenannte Biologika. Das sind Wirkstoffe, die auf biotechnologische Weise und nicht durch eine chemische Synthese hergestellt werden und als Gegenspieler der entzündungsvermittelnden Botenstoffe wirken.

Biologika werden in der Regel bei mittelschweren bis schweren Formen der Colitis ulcerosa eingesetzt – sowohl während eines akuten Krankheitsschubs als auch in Ruhephasen.

Bei den biologischen Medikamenten werden verschiedene Wirkstoffgruppen unterschieden:

  • TNF-alpha-Blocker hemmen einen bestimmten Botenstoff (in der Fachsprache: Zytokin) mit der Bezeichnung TNF-alpha, der an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen beteiligt ist. Dadurch kommt die Entzündung zum Erliegen.
  • Integrin-Hemmer blockieren ein bestimmtes Eiweiß (Integrin) auf der Oberfläche von Immunzellen, das sie für die Einwanderung in den Darm benötigen, und hemmen dadurch die Entzündung.
  • IL-12/23-Hemmer hemmen weitere Botenstoffe (Interleukin-12 und Interleukin-23), die ebenfalls an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen beteiligt sind.

Diese Medikamente werden entweder als Infusion über eine Kanüle direkt in die Vene gegeben oder unter die Haut gespritzt.

Was sind Immunsuppressiva und wie funktionieren diese Medikamente?

Reicht die Wirkung von Aminosalicylaten oder Kortisonpräparaten nicht mehr aus, um die Entzündung zu bekämpfen, werden in der Regel Medikamente eingesetzt, die in das körpereigene Immunsystem eingreifen. Diese Medikamente (z. B. Azathioprin, 6-MP) werden auch Immunsuppressiva genannt, da sie gezielt bestimmte Funktionen des Immunsystems unterdrücken, die bei Colitis ulcerosa fehlgesteuert sind, und dadurch die Entzündung bekämpfen.

Diese Medikamente werden meist in Tablettenform eingenommen. Bei einigen Medikamenten zeigt sich die Wirkung erst nach einer gewissen Zeit – in der Regel nach ungefähr 2–3 Monaten. Daher werden diese Medikamente auch oft zusammen mit Kortisonpräparaten gegeben.

Immunsuppressiva werden außerdem auch oft als Dauertherapie eingesetzt, um in Ruhephasen zu verhindern, dass sich der Dickdarm erneut entzündet.

Zu Beginn der Therapie mit Immunsuppressiva kann es zu Schwindel, Kopfschmerzen oder leichtem Unwohlsein kommen. Diese Beschwerden bessern sich aber häufig im weiteren Therapieverlauf. Sollten Sie entsprechende Nebenwirkungen bei sich bemerken, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Außerdem werden regelmäßig Blutuntersuchungen vorgenommen, um frühzeitig eine erhöhte Infektanfälligkeit als Folge der Unterdrückung des Immunsystems erkennen zu können. Daneben gehört zur Vorsorge auch die jährliche Inspektion der Haut und bei Frauen die Untersuchung auf Gebärmutterhalskrebs.

Weitere Informationen über Immunsuppressiva zur Therapie der Colitis ulcerosa finden Sie im Ratgeber der Gastro-Liga.

Was sind Kortisonpräparate und wie funktionieren diese Medikamente?

Kortisonpräparate sind chemisch hergestellte Medikamente, die dem körpereigenen Hormon Kortisol nachempfunden sind, das in der Nebenniere produziert wird. Als weitere Bezeichnungen für diese Medikamente werden auch Glukokortikoide oder Steroide verwendet.

Kortisonpräparate kommen meist dann zum Einsatz, wenn Aminosalicylate nicht mehr ausreichen und/oder um einen akuten Krankheitsschub zu behandeln. In der Regel werden diese aber wirklich nur in der akuten Phase und nicht dauerhaft gegeben, da diese Medikamente mit starken Nebenwirkungen verbunden sind, da sie in den Hormonhaushalt des Körpers eingreifen.

Typisch für diese Wirkstoffe ist, dass die Dosis erst langsam verringert werden muss, bevor man diese absetzen kann. Wenn dann die Symptome wieder aufflammen, kommen andere Medikamente zu Einsatz, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken.

Kortisonpräparate werden entweder über die Vene gespritzt, als Tabletten eingenommen oder als Einlauf, Schaum oder Zäpfchen direkt in den After eingeführt.

Weitere Informationen über Kortison zur Therapie der Colitis ulcerosa finden Sie im Ratgeber der Gastro-Liga.

Auf dem Pfizer-YouTube-Kanal finden Sie ein Expertenvideo zur Frage „Warum wird Kortison in der Behandlung einer Colitis ulcerosa eingesetzt?“.

 

Was sind Aminosalicylate und wie funktionieren diese Medikamente?

Aminosalicylate (auch: 5-ASA-freisetzende Medikamente) werden häufig zur Therapie eines leichten bis mittelschweren Krankheitsschubs eingesetzt.

Diese werden meist in Form von Zäpfchen, Schäumen oder Einläufen verabreicht. Diese Medikamente werden – wie auch die Acetylsalicylsäure (ASS) – aus Salicylsäure hergestellt und haben eine entzündungshemmende Wirkung.

Diese werden meist in Form von Zäpfchen, Schäumen oder Einläufen verabreicht. Wenn die Entzündung auch höher gelegene Bereiche des Enddarms erreicht hat und die Anwendung lokal im Darm nicht ausreicht, können diese Medikamente auch in Form von Tabletten oder Granulat eingenommen werden.

Auch wenn die akuten Krankheitssymptome abgeklungen sind, werden Aminosalicylate häufig auch in etwas niedriger Dosis als Dauertherapie weitergegeben, um zu verhindern, dass die Entzündung im Darm erneut aufflammt.

In seltenen Fällen können unter der Therapie Oberbauchschmerzen, Haarausfall oder Hautreizungen auftreten. Sollten Sie entsprechende Nebenwirkungen bei sich bemerken, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.

Weitere Informationen über Aminosalicylate zur Therapie der Colitis ulcerosa finden Sie im Ratgeber der Gastro-Liga.

Wo finde ich Anlaufstellen für psychologische Unterstützung?

Wenn Sie psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen möchten, sprechen Sie zunächst Ihren Arzt darauf an. Vielleicht kann er Ihnen einen guten Psychologen oder Therapeuten in Ihrer Nähe empfehlen, der sich mit den Belastungen, die mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen einhergehen, gut auskennt.

Gute Anlaufstellen sind auch die psychosozialen Beratungsstellen, die Sie in vielen Städten finden.

Adressen von spezialisierten Psychologen/Therapeuten erhalten Sie über die Selbsthilfeorganisation DCCV e.V. Adressen von Psychologen/Therapeuten bei Ihnen in der Nähe erhalten Sie auch über Ihre Krankenkasse.

Eine Online-Suche nach einem Therapeuten bieten auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung oder die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung.

Welche Ernährung ist sinnvoll bei Colitis ulcerosa?

Auch wenn Sie vielleicht anderes gehört haben, es gibt nicht die Diät für Menschen mit Colitis ulcerosa.

Allerdings sollten Sie darauf achten, dass Sie während eines Krankheitsschubs möglichst nur leichte und gut verträgliche Kost zu sich nehmen. In Ruhephasen der Erkrankung müssen Sie keine spezielle Diät einhalten.

In einer akuten Krankheitsphase kann es sein, dass Sie z. B. Milch und Milchprodukte oder stark blähende Gemüse- und Obstsorten nicht so gut vertragen. Aber jeder Mensch reagiert unterschiedlich. Daher sollten Sie gut auf sich hören und genau beobachten, welche Lebensmittel Sie gut vertragen und welche nicht. Dazu kann es auch hilfreich sein, ein Ernährungstagebuch zu führen, in das Sie eintragen, was Sie über den Tag gegessen haben und welche Beschwerden Sie beobachten.

Mehr zum Thema Ernährung bei Colitis ulcerosa können Sie in in einer Sonderausgabe des DCCV Magazins „Bauchredner“ nachlesen.

Welche Operationen werden bei Colitis ulcerosa eingesetzt?

Bei Colitis ulcerosa wird in der Regel der gesamte Dickdarm einschließlich des Enddarms entfernt.

Danach wird entweder ein künstlicher Darmausgang gelegt oder aus dem Dünndarm ein Reservoir geformt, das als Pouch bezeichnet wird. Diese aus dem Dünndarm gebildete Tasche wird anschließend mit dem Analkanal verbunden.

Mehr über einen künstlichen Darmausgang können Sie hier nachlesen.

Weitere Informationen zu einer Pouch-Operation finden Sie unter der Frage "Wie funktioniert eine Pouch-Operation bei Colitis ulcerosa?".

Welche Medikamente helfen bei Colitis ulcerosa?

Zur Therapie der Colitis ulcerosa stehen verschiedene Medikamentengruppen zur Verfügung. Welche Medikamente in welcher Form im akuten Krankheitsschub zur Therapie eingesetzt werden, hängt davon ab:

  • welche Teile des Darms von der Entzündung betroffen sind,
  • wie stark die Entzündung ist und
  • wie gut Sie mit den verschiedenen Medikamenten zurechtkommen.

Die wichtigsten Medikamente, die bei Colitis ulcerosa eingesetzt werden:

  • Aminosalicylate (5-ASA): entzündungshemmende Medikamente, die aus Salicylsäure hergestellt werden
  • Kortison: stark antientzündlich wirkende Medikamente, die dem körpereigenen Hormon Kortisol nachempfunden sind
  • Immunsuppressiva: Medikamente, die einzelne Funktionen des körpereigenen Immunsystems unterdrücken, die bei Colitis ulcerosa fehlgesteuert sind, und dadurch die Entzündungsaktivität unterdrücken
  • Biologika: Medikamente, die auf biotechnologische Weise hergestellt werden und als Gegenspieler der entzündungsvermittelnden Botenstoffe wirken
  • Januskinase-Inhibitoren (JAK): synthetisch hergestellte Medikamente, die die Wirkung von bestimmten Proteinen (sogenannte Janus-Kinasen) innerhalb der Zelle blockieren. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Signalen in das Innere einer Zelle, so dass die Informationsweiterleitung blockiert wird.

Welche Therapieansätze gibt es und wann kommen diese zum Einsatz?

Grundsätzlich kommen in der Therapie einer Colitis ulcerosa folgende Therapieoptionen zum Einsatz:

  1. Medikamente
  2. Operationen
  3. Gegebenenfalls weitere Maßnahmen wie z. B.:

            a. Ernährungsberatung

            b. Psychologische Unterstützung

Wann und welche Therapiemaßnahmen eingesetzt werden, richtet sich vor allem nach der Krankheitsaktivität und hängt auch davon ab, wie stark und wie umfassend sich die Entzündung im Darm ausgebreitet hat. Eine kurze Zusammenfassung vermittelt das Video „Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es heutzutage bei Colitis ulcerosa?“.

Da sich auch die Erkrankung von Patient zu Patient sehr unterschiedlich entwickeln kann, werden die Therapiemaßnahmen immer sehr individuell auf Ihre persönliche Situation angepasst. Dabei wird Ihr Arzt neben Ihrem allgemeinem Gesundheitszustand und etwaigen weiteren Erkrankungen die bisherigen Therapieerfolge und Nebenwirkungen, aber auch ganz persönliche Aspekte wie Ihr Alter, Ihre derzeitige Lebenssituation und auch Ihre Wünsche berücksichtigen.

Für die Therapie der Colitis ulcerosa stehen viele verschiedene Medikamente zur Verfügung. Mehr zu den Medikamenten, die bei Colitis ulcerosa eingesetzt werden, lesen Sie hier.

Wenn Medikamente bei Ihnen nicht gut wirken oder bei einer besonders schweren Colitis ulcerosa, können auch operative Verfahren zum Einsatz kommen. Mehr zu Operationen bei Colitis ulcerosa lesen Sie hier.

Hier auf Hilfe für mich finden Sie außerdem weitergehende Informationen zu den Themen Ernährungsberatung und Psychologische Unterstützung.

Können Entspannungstechniken helfen und wenn ja, welche?

Entspannungstechniken können Ihnen zusätzlich zu Ihrer Therapie dabei helfen, Ihr Wohlbefinden zu verbessern, Stress zu reduzieren und Ihr inneres Gleichgewicht zu finden.

Gerade für Menschen mit Colitis ulcerosa ist es besonders wichtig, für Ruhe und Entspannung zu sorgen und größere Stressbelastungen zu vermeiden, da diese sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken können. Schübe können länger andauern oder es kann passieren, dass Sie nur verzögert auf Medikamente ansprechen.

Aber Entspannungstechniken können Ihnen auch dabei helfen, mit den körperlichen und seelischen Belastungen fertigzuwerden, die mit einem akuten Krankheitsschub verbunden sind.

Volkshochschulen, Sportvereine und auch viele Fitness-Studios bieten Entspannungstechniken wie Yoga, Tai-Chi, Achtsamkeitstraining (MBSR) oder Übungen zur Muskelentspannung an. Probieren Sie einiges aus und schauen Sie, was für Sie persönlich am besten passt.

Auch viele Krankenkassen bieten Ihren Mitgliedern Angebote zur Entspannung.

Auf der Website der Techniker Krankenkasse finden Sie viele Anregungen und Anleitungen für verschiedene Entspannungstechniken zum Download.