Wann muss beim Schlaganfall operiert werden?

Wird bei einem Hirninfarkt eine höhergradige Verengung einer hirnversorgenden Halsschlagader (z.B. „Arteria carotis interna“, daher auch als „Karotisstenose“ bezeichnet) als wahrscheinliche Ursache des Schlaganfalls angesehen, kann eine Entfernung der Gefäßverengung durch eine Operation oder ggf. auch durch eine Erweiterung der lokalen Gefäßverengung durch eine mit einem Katheter eingebrachte Gefäßstütze (sogenannter „Stent“) erwogen werden, um weitere Schlaganfälle in dem von dem Blutgefäß mit der Gefäßverengung versorgten Hirngewebe zu verhindern. Eine solche Operation bzw. Gefäßintervention sollte innerhalb der ersten 2 Wochen nach dem Schlaganfall durchgeführt werden.

Darüber hinaus kann bei ausgedehnten Hirninfarkten eine vorübergehende Entfernung des Knochens über der vom Schlaganfall betroffenen Hirnhälfte (sogenannte „Hemikraniektomie“) erwogen werden. Durch diesen operativen Eingriff kann in der Akutphase des Schlaganfalls eine Schädigung von gesundem Hirngewebe durch eine zunehmende Schwellung des vom Schlaganfall betroffenen Hirngewebes reduziert werden. Somit überleben Patienten mit schwerem Schlaganfall häufiger die Akutphase, bleiben aber zumeist durch die unmittelbaren Folgen des Hirninfarkts schwer behindert. Nach Wochen kann eine Rückverlagerung des Knochens erfolgen, da die durch den Hirninfarkt ausgelöste Schwellung des betroffenen Hirngewebes im Verlauf rückläufig ist.

Wie wird behandelt, wenn die Ursache des Schlaganfalls eine Blutung im Gehirn ist?

Ist die Ursache eines Schlaganfalls eine Hirnblutung, muss durch eine Therapie des Bluthochdrucks, eine spezielle Therapie bei einer bestehenden Gerinnungsstörung oder ggf. auch einen operativen Eingriff versucht werden, die weitere Ausbreitung der Hirnblutung zu verhindern. Eine Operation kann notwendig werden, wenn größere Blutmengen aus den Gefäßen in das Hirngewebe gelangen und so das umliegende Hirngewebe schädigen, was lebensgefährlich sein kann.

Wie kann ein Gerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, aufgelöst oder entfernt werden?

Ist die Ursache eines Schlaganfalls eine plötzlich auftretende Verstopfung eines Blutgefäßes im Gehirn (sogenannter Hirninfarkt), kann bei bestimmten Schlaganfallpatienten ein Medikament gegeben werden, das dieses Blutgerinnsel im Gehirn auflösen kann (sogenannte „Thrombolyse“ oder „Lysetherapie“). Eine Thrombolyse kann bei einem Hirninfarkt innerhalb der ersten 4,5 Stunden nach Symptombeginn eingesetzt werden, wenn keine diesbezüglich relevanten Vorerkrankungen bestehen oder bestimmte Medikamente eingenommen werden, die den Einsatz dieses Medikaments unmöglich machen. Am wirksamsten ist eine Thrombolyse in der Regel, wenn seit dem Einsetzen der Symptome möglichst wenig Zeit vergangen ist. Darüber hinaus kann bei bestimmten Patienten innerhalb der ersten Stunden nach dem Auftreten eines Hirninfarkts versucht werden, einen noch immer bestehenden Gefäßverschluss mit einem über die Leiste eingeführten Katheter zu entfernen (sogenannte „mechanische Rekanalisation“).

Hier finden Sie weitere Informationen zur Thrombektomie.

Ich habe die bisherige Behandlung nach dem Schlaganfall nicht richtig verstanden. An wen kann ich mich wenden?

Schlaganfallpatienten oder Angehörige eines Schlaganfallpatienten / einer Schlaganfallpatientin können bei Fragen zur Behandlung oder zur Erkrankung stets die behandelnden Ärzte um ein ausführliches Gespräch bitten. Diese können auch bei der Frage nach Unterstützungsangeboten weiterhelfen:

  1. Sozialdienst im Krankenhaus: Hier gibt es Sprechstunden für Patienten und Angehörige.
  2. Schlaganfall-Lotsen oder Case-Manager (Fall-Begleiter): Hier findet man Beratung und Begleitung, bis man in der Lage ist, die weitere Versorgung selbst zu organisieren.

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ist der Hausarzt / die Hausärztin der wichtigste Ansprechpartner.

Umfassende Informationen rund um den Schlaganfall finden Sie beim Kompetenznetz Schlaganfall.

Tipps zur Vorbereitung des Arztgesprächs finden Sie hier.

Mehr zu Patientenrechten finden Sie auf den Internetseiten des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz.

Ist es möglich, einen zweiten Schlaganfall zu bekommen? Welche Behandlung kann das verhindern?

Schlaganfallpatienten haben ein erhöhtes Risiko, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden. Deshalb werden im Krankenhaus bereits in der Akutphase des Schlaganfalls mögliche Risikofaktoren, wie z. B. Bluthochdruck oder ein hoher Blutzucker identifiziert und behandelt. Je nach Ursache des Schlaganfalls können spezielle Medikamente zur Gerinnungshemmung eine wichtige Rolle spielen.

Weitere Informationen zur Akutbehandlung erhalten Sie beim Kompetenznetz Schlaganfall.

Wie bereite ich mich auf ein Arztgespräch vor?

Für einen bestmöglichen Erkenntnisgewinn ist es wichtig, sich auf ein geplantes Arztgespräch vorzubereiten. Folgende Tipps können sinnvoll sein:

  1. Vor dem Gesprächstermin alle Fragen aufschreiben, die dem Arzt / der Ärztin gestellt werden sollen.
  2. Nachfragen, falls man im Gespräch etwas nicht verstanden hat.
  3. Während des Gesprächs Notizen machen. Diese können später helfen, sich an alles zu erinnern.
  4. Zum Gesprächstermin alle vorhandenen Arztberichte mitbringen.

Hier finden Sie ein Merkblatt für das Gespräch mit dem Arzt. Ein kurzer Film fasst die wichtigsten Informationen zusammen.

Warum werden Untersuchungen am Herzen durchgeführt, wenn der Schlaganfall im Gehirn stattfindet?

Eine umfassende diagnostische Abklärung ist wichtig, weil ein Schlaganfall verschiedene Ursachen haben kann. Beispielsweise werden etwa 20 % aller Hirninfarkte durch eine Bildung von Gerinnseln im Herzen hervorgerufen, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen. Bestehende Blutgerinnsel im linken Vorhof bzw. in der Herzkammer oder aber eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) können Ärzte anhand einer Ultraschalluntersuchung des Herzens nachweisen. Darüber hinaus wird anhand einer (Langzeit-)EKG-Ableitung untersucht, ob eine relevante Herzrhythmusstörung, wie z. B. Vorhofflimmern, vorliegt. Ein Vorhofflimmern kann das Schlaganfallrisiko auch dann erhöhen, wenn es keinerlei Symptome verursacht, was bei einem großen Teil der Betroffenen zumindest in der Anfangsphase der Erkrankung der Fall ist.

Weitere Informationen zum Thema Untersuchungen finden Sie in der Patientenbroschüre des Kompetenznetzes Schlaganfall.

Chamäleon Vorhofflimmern

Ein solches Vorhofflimmern nachzuweisen, kann ‚knifflig‘ sein. Es gibt eine tückische Variante, die ‚mal da‘ und eben ‚mal nicht da‘ ist. Ärzte sprechen dann von einem ‚paroxysmalen Vorhofflimmern‘. Es kann daher sein, dass sich selbst im Langzeit-EKG über ein oder zwei Tage kein solches Vorhofflimmern findet, obwohl es ab und zu ‚da‘ ist. Gerade wenn Sie an sich daher phasenweise einen unregelmäßig schnellen oder langsamen Puls feststellen und im EKG nichts zu finden ist, sollten Sie mit ihrem Arzt darüber sprechen, über einen längeren Zeitraum ein solches EKG abzuleiten. Das paroxysmale Vorhofflimmern ist eine Art ‚diagnostisches Chamäleon‘. Im flüchtigen Blick kann es einem leider durch die Lappen gehen. Doch nur, wenn es gefunden wird, können Medikamente und Verfahren zum Einsatz kommen, die einen gute Schlaganfallprävention ermöglichen.

Ein ‚Loch im Herz‘

Die Untersuchung per Herzultraschall kann zudem zeigen, ob es zwischen der rechten Seite des Herzens (da kommt das sauerstoffarme Blut aus dem Körper an und wird zur Lunge gepumpt) und der linken Hälfte (von dort gelangt das sauerstoffreiche Blut in den ganzen Körper) eine ungewollte direkte  Verbindung gibt. Am häufigsten ist ein so genanntes ‚Foramen ovale‘, also ein kleines Loch in der Verbindungswand der Herzvorhöfe. Bis zu jeder dritte Mensch hat eine solche Verbindung. Meistens ist sie harmlos. Ist es aber zu einem Schlaganfall gekommen, sollte darüber nachgedacht werden, es zu verschließen. Der Grund: In den Venen der Beine entstehen manchmal kleinere Blutgerinnsel, die durch das rechte Herz geschwemmt und dann in der Lunge stecken bleiben. Sie werden oft folgenlos abgebaut. Gelangen sie aber durch das offene ‚Foramen ovale‘ auf die linke Seite des Herzens können sie vom Blutstrom bis ins Gehirn mitgerissen werden. Ein Schlaganfall entsteht. Man nennt dies auch eine ‚paradoxe Embolie‘.           


 

Warum ist es wichtig, die Ursache des Schlaganfalls herauszufinden?

Die Ermittlung der wahrscheinlichen Ursache des Schlaganfalls ist wichtig, weil die weitere Behandlung darauf abgestimmt wird. Deshalb werden bei bestehendem Verdacht auf einen Schlaganfall auch umfassende Untersuchungen durchgeführt.

Das Ärzteteam im Krankenhaus kann bei Schlaganfallpatienten anhand einer Bildgebung mittels CT oder MRT zwischen einem Hirninfarkt oder einer Hirnblutung unterscheiden. Dies ist für die weitere Behandlung von großer Bedeutung, da bei bestimmten Patienten mit einem Hirninfarkt ein Medikament zur Anwendung kommen kann, das ein bestehendes Gerinnsel in einem das Gehirn versorgenden Blutgefäß auflösen kann, jedoch bei einer Hirnblutung in keinem Fall angewendet werden darf. Ist die Ursache eines Schlaganfalls geklärt, kann durch entsprechende medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapien ein bestmöglicher Schutz vor weiteren Schlaganfällen angestrebt werden.

Beim Kompetenznetz Schlaganfall finden Sie weitere Informationen zur Diagnostik.

Warum können Fettstoffwechselstörungen zu einem Schlaganfall führen?

Bei Menschen mit bestimmten Fettstoffwechselstörungen lagern sich Blutfette leichter an den Innenwänden von Arterien ab und begünstigen so eine Gefäßverkalkung (sogenannte „Arteriosklerose“), die das Schlaganfallrisiko erhöhen kann. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei das Cholesterin, das ab einem Blutwert von über 240 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) das Schlaganfallrisiko um das etwa 2,5-Fache erhöht. Ärzte legen darüber hinaus besonderen Wert auf das umgangssprachlich als „gutes Cholesterin“ bezeichnete HDL und das umgangssprachlich als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnete LDL. Um das LDL-Cholesterin zu senken und das HDL-Cholesterin zu steigern, kann man versuchen, weniger tierische und mehr pflanzliche Fette zu verzehren. Außerdem ist es ratsam, regelmäßig körperlich aktiv zu sein.

Mehr Informationen zu Fettstoffwechselstörungen und Schlaganfall finden Sie hier.